Schon vor 1880 hatte sich eine Gruppe Männer zu einem Arbeiterverein zusammengeschlossen. Versammlungslokal dieses Vereins war im Haus von Josef Bernhard, dem Gründer dieses Vereins, in der unteren Stube - es war die Schuhmacherwerkstatt, wo auch der Männergesangverein am 16.09.1880 gegründet wurde.
Zu dieser Zeit mussten die Menschen sehr hart arbeiten. Eine Gruppe dieser Männer übernahm auch Mäharbeiten in der Gemeinde und auswärts. Wenn Sie dann im Morgengrauen auszogen, sangen sie vierstimmige Lieder.
Diesen jungen Männern gab der Lehrer Isidor Weiß Anleitung und begeisterte sie für ideale Dinge.
Josef Volz, Jakob Kuolt (Deilingen), Josef Hübsch, Heinrich Weiß, Ludwig Weber, Josef Weiß (Staig), Ambrosius Weber Konrad Reiner, Johann Dettinger, Kaspar Schätzle, Josef Reger, Anton Weiß (Stasis) und Franz Mattes (Loch) gelten als Gründungsmitglieder.
Neben Pfarrer Dreher war der lebenserfahrene, aufgeschlossene und leutselige Schulmeister Isidor Weiß Berater und vor allem Dirigent der wackeren Sängerschar.
Pro Woche fanden zwei bis drei Proben statt, die Noten wurden von auswärts erworben oder abgeschrieben. Ein festgefügter Gesangsbetrieb war vorhanden.
Zum Leidwesen aller starb Isidor Weiß jedoch schon 1888 und Pfarrer Dreher zog fort. Daraufhin übernahm Franz Xaver Weinmann, ein Lehrer aus Deilingen, den Verein, der bei den früher üblichen Festen und Feiern immer wieder auftrat.
Im Jahr 1910 übernahm Alfons Reger den Dirigentenstab. Leider unterbrach der erste Weltkrieg die Aufwärtsentwicklung, da alle Sangesbrüder ins Feld ziehen mußten.
Nach Ende des ersten Weltkriegs nahm Alfons Reger den Dirigentenstab wieder an sich.
1925 hatte der Kirchenchor eine Krise. Die Sänger des Gesangvereins halfen aus. Dabei kamen immer mehr Verpflichtungen auf die Sänger zu. Es hatte den Anschein, daß sich die Sangesvereinigung aufzulösen drohe. Aber dem war nicht so.
Als Karl Weiß im Jahre 1930 das Lehrerseminar mit Erfolg abgeschlossen hatte, wurde er von vielen Seiten ermuntert, dem Gesangverein beizutreten. Mit großem Eifer und zäher Ausdauer ging er ans Werk und übernahm auch die persönliche Werbung. Ein eigenartiger Zufall! Nach 50 Jahren der Gründung wurde im gleichen Haus und in der gleichen Stube der Entschluß zur weiteren Vereinstätigkeit gefasst. Karl Weiß wurde Dirigent, Erster Vorsitzender war ab 1. November 1930 Konrad Schätzle, zweiter Friedrich Mattes. Franz Josef Reger wurde Kassierer. Am 8.November 1931 waren es dann schon 25 Mitglieder.
Am 16. Januar 1932 wurde Dirigent Karl Weiß als Lehrer nach Isny (Allgäu) abberufen. Ein schwerer Schlag für den Verein. Man mußte sich nach einem anderen Dirigenten umsehen, und gewann schließlich den Ratshausener Dirigenten Josef Hummel. Seine feinfühlige Auffassung, seine Geduld, sein Geschick und seine Ausdauer brachte ihm und dem Gesangverein die großen Erfolge.
Nun kam Bitterkeit und Elend: der zweite Weltkrieg.
Fast alle Sänger mußten in den Krieg ziehen und wieder kehrten viele nicht zurück. Der Gesang war verstummt, das Leid groß.
Nach dem Zusammenbruch Deutschlands war jede Vereinstätigkeit zunächst strengstens untersagt. Die Sänger jedoch sehnten sich nach den schönen Stunden des Gesangs und schon am 31.05.1946 suchte die Vorstandschaft um die Genehmigung einer Weiterführung des Vereins bei der französischen Militärregierung nach.
Diese wurde erteilt und so wurde am 11.08.1946 die Neugründung des Vereins vollzogen.
Am 3.10.1946 wurde mit 18 Sängern der Probenbetrieb wieder aufgenommen. Als Dirigenten sprangen zunächst Lehrer Schinle, Pfarrer Engst und Lehrer Lensler ein, bis Josef Hummel aus Ratshausen wieder nach Deilingen kam. Bereits 1950 waren dann 65 Sänger im Verein aktiv.
Weil Josef Hummel das Dirigentenamt gerne abgeben wollte, wurde in Josef Bernhard 1952 ein fähiger und erfolgshungriger Dirigent gefunden, der den Verein auf ein erstaunlich hohes Niveau brachte.
Einen herben Verlust mußte der Verein am 14.Novemver 1960 hinnehmen, als der junge Dirigent Josef Bernhard mit 31 Jahren völlig überaschend starb.
Wieder übernahm Josef Hummel, dem der Verein soviel zu verdanken hat, den Dirigentenstab.
Im Jahr 1971 übernahm Berthold Nikol das Dirigentenamt vom inzwischen 77jährigen Josef Hummel. Berthold Nikol kam wie auch Josef Bernhard aus den eigenen Reihen.
1980 konnte der Männergesangverein sein 100jähriges Bestehen feiern.
Seit 1996 leitet Gerhard Stier den Verein als erster Vorsitzender. Helmut Schätzle, der nach 38 Jahren als erster Vorsitzender sein Amt aus Gesundheitsgründen abgab wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Am 21. und 22.10.2000 feierte der Männergesangverein "Liederkranz" Deilingen-Delkhofen sein 120jähriges Bestehen.
Im Oktober 2001 konnten wir ein weiteres großes Jubiläum feiern: 30 Jahre Dirigent Berthold Nikol. Anläßlich dieses einmaligen Jubiläums gab Nikol bekannt, sich vom Dirigentenpult zurückzuziehen.
Im Januar 2002 übernahm Harald Kuolt das Amt des Dirigenten. Nach mehr als zwei Jahren Tätigkeit als Dirigent gab Harald Kuolt sein Dirigentenamt im Jahr 2004 aus beruflichen Gründen ab und übernahm die Position des Vizechorleiters.
Seit März 2004 ist Peter Riehm Chorleiter des MGV.
Auch in Zukunft wird man noch viel von uns Sängern hören...
Erste Vorsitzende und Chorleiter seit 1880
Vorsitzende | |
Konrad Schätzle | 1930 - 1931 |
Stefan Weiß | 1931 - 1932 |
Konrad Schätzle | 1932 - 1939 |
Konrad Schnekenburger | 1946 - 1958 |
Helmut Schätzle | 1958 - 1996 |
Gerhard Stier | 1996 - heute |
Chorleiter | |
Isidor Weiß | 1880-1888 |
Franz Xaver Weinmann | 1888-1910 |
Alfons Reger | 1910 - 1930 |
Karl Weiß | 1930 - 1932 |
Josef Hummel | 1932 - 1939 |
Theo Schinle | 1946 |
Walter Lensler | 1946 - 1947 |
Josef Hummel | 1947 - 1952 |
Josef Bernhard | 1952 - 1960 |
Josef Hummel | 1960 - 1971 |
Berthold Nikol | 1971 - 2001 |
Harald Kuolt | 2002 - 2004 |
Peter Riehm | 2004 - Jan. 2007 |
Ursula Riehm | Feb. 2007 - heute |
Die Zelterplakette
Die Zelterplakette ist eine staatliche Auszeichnung der Bundesrepublik, die deutschen Chören für Verdienste um Chorgesang und Volkslied verliehen wird.
Die Geschichte der Plakette reicht bis ins Jahr 1922 zurück, als der preußische Minister für Kunst, Wissenschaft und Volksbildung Gedenkblätter für Chöre stiftete, die ihr 50-, 75- oder 100jähriges Bestehen feiern konnten.
Seitdem wird die Zelterplakette, die inzwischen die Gedenkblätter abgelöst hat, alljährlich auf Antrag unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer Organisation verliehen. Sie wird nur noch an mindestens 100 Jahre alte Chöre vergeben, was erheblich zur Steigerung ihrer Bedeutung beigetragen hat.
Der antragstellende Chor muß neben seinem Alter auch den Nachweis erbringen, im Laufe der Geschichte wertvolle Kulturarbeit bei der Pflege des Chorgesangs geleistet zu haben.
Der MGV "Liederkranz" Deilingen-Delkhofen e.V. bekam die Zelterplakette anläßlich des 100-jährigen Bestehens am 31. Mai 1980 verliehen.